Es war am Freitag Mittag, so gegen 13 Uhr, als wir die Firma verließen. Das Wetter war großartig, nach sehr viel Regen in den letzten Tagen wurde es genau zu unserer, seit Wochen geplanten, kleinen Expedition endlich wieder sonnig. Wir hatten uns einen Mini-Van gemietet und waren mit dem Ford Galaxy, den wir bekommen hatten, sehr zufrieden. Besonders die Klimaanlage wußten wir sehr zu schätzen, denn es sollte in den nächsten Tagen noch heißer werden...
Wir machten noch zwei kleine Stops, da zwei von uns noch ihr Gepäck holen mußten, dann verließen wir Leipzig so gegen 14 Uhr. Bevor wir zur Autobahn fuhren, hielten wir jedoch noch an einem Getränke-Shop. Nachdem es am Morgen noch einigen Streß gegeben hatte, waren wir der Meinung, uns ein Feierabend-Bier redlich verdient zu haben, mit dem wir dann im Auto auf die kommenden Tage anstießen. Die Fahrt war recht kurzweilig. Wir ließen uns abwechselnd von Hard Rock und etwas sanfteren Klängen zum Schmunzeln beschallen und hatten jede Menge Spaß dabei, A-Klasse-Fahrer zu ärgern, indem wir ihnen einen "Elch" zeigten. Nach einer kurzen Rast in Höhe Nürnberg sowie einem Fahrerwechsel kamen wir gegen 20 Uhr in Farchant, einem kleinen Ort kurz vor Garmisch-Partenkirchen, an. Wir hatten hier, beim "Alten Wirt" für diese Nacht Quartier gebucht. Bevor wir unsere Zimmer bezogen, setzten wir uns erst einmal in die Gaststube, um ein Bier zu trinken. Dann gingen wir kurz hinauf, um uns frisch zu machen und trafen uns etwa um 21 Uhr wieder in der Gaststube zum Abendessen. Die bayrische Küche war gut und reichlich und nach einigen Bier sowie einem Obstler zur Verdauung gingen wir gegen 23.30 Uhr zu Bett.

  Am nächsten Morgen fuhren wir nach Garmisch und stellten unser Auto vor dem Eingang zur Partnachklamm ab. Im Rucksack alle benötigten Dinge für die nächsten Tage zogen wir los. Ein paar Klamotten ließen wir im Auto, damit, sollten wir den Abstieg bei Regen machen müssen, hier einige trockene Sachen zum Wechsel auf uns warteten. An der Partnach Der Eintritt in die Klamm kostete 3,-DM, die Tickets sollte man aufbewahren, denn wenn man wieder zurückkommt, werden sonst nochmals 3,-DM fällig. Der Weg durch die enge Schlucht, durch die sich die Partnach mit lautem Getöse zwängt ist wunderschön. Teils geht man auf einem schmalen Weg oberhalb des tosendes Wassers, teils führt der Weg durch Tunnel, die in den Fels gehauen wurden. Nachdem wir die Klamm passiert hatten, ging es auf einem stetig ansteigenden Weg, immer entlang der Partnach, durch den Wald weiter. Nach ca. Zwei Stunden erreichten wir die Bockhütte, wo wir bei einem Radler eine erste Rast einlegten. Nach kurzer Pause gingen wir weiter. Der Weg wurde allmählich steiniger und man konnte mehr und mehr mächtige Felswände sehen, die aus den Wäldern emporstiegen. Von Zeit zu Zeit überholten uns einige Mountainbiker, die jedoch oftmals absteigen und ihr Rad schieben mußten und so auch nicht viel schneller vorankamen als wir. Nach einer Weile kamen wir am Partnach-Fall vorbei, der bereits inmitten eines wundervollen Alpen-Panoramas liegt. Etwa zwei Stunden, nachdem wir an der Bockhütte wieder aufgebrochen waren, erreichten wir die Reintalangerhütte, welche bereits auf etwa 1350 Metern Höhe liegt. Hier legten wir eine längere Rast ein, aßen zu Mittag und glichen mit einigen Radlern unseren Flüssigkeitshaushalt wieder aus. Wie sich herausstellte, war einer der jungen Leute, die uns bedienten ein Leipziger, der hier jobbte und nebenbei etwas Urlaub machte (oder war´s umgekehrt??).
Knorrhütte So gegen 14 Uhr brachen wir wieder auf, immerhin standen uns in den nächsten zwei Stunden noch ca. 600 Höhenmeter bevor. Der Weg führte uns über eine Alm, auf der eine Menge Schafe grasten. Durch ihre Glöckchen, die sie um den Hals trugen, hatten wir sie bereits von weitem gehört. Auf einmal war der Weg zu Ende und wir standen vor einem steil ansteigenden Geröllfeld, in welchem sich ein kaum sichtbarer Pfad langsam nach oben schraubte. Ab hier wurde es richtig anstrengend, denn in den großen und kleineren Steinen man fand nicht immer einen optimalen Tritt. Dennoch kamen wir recht zügig voran und erreichten nach nur 1 ˝ Stunden die auf etwa 2050 m Höhe gelegene Knorrhütte, unser heutiges Etappenziel. Wir waren ziemlich geschafft vom Aufstieg, daher ließen wir uns einfach erst mal auf die Stühle auf der Terrasse fallen und tranken einige Radler. Nach und nach kamen immer mehr Leute und so beschlossen wir, erst einmal unsere Schlafstätte zu reservieren. Dabei erfuhren wir, daß in dieser Nacht wohl sehr viele Leute hier erwartet werden, man sich also eine Matratze zu zweit teilen müsse. Wir setzten uns wieder auf die Terrasse und genossen den Ausblick auf die umliegenden Berge. Bis zum Abend fanden noch derart viele Leute den Weg zur Hütte, daß wir wirklich zweifelten, ob alle einen Schlafplatz bekommen würden. In der Hütte waren alle Tische besetzt, so daß wir, trotzdem es sich merklich abkühlte, draußen sitzenblieben. Nach dem Abendessen gesellte sich ein junger Sachse mit an unseren Tisch und erzählte uns von seiner bisherigen Tour. Er hatte die letzte Nacht nur mit Schlafsack und Isomatte unter freiem Himmel verbracht und war heute über den Jubiläumsgrat (der die Alpspitze mit der Zugspitze verbindet) zur Zugspitze gelaufen und soeben von dort herabgestiegen.
Wir tranken noch einige Bier und Radler und jeder am Tisch gab eine Runde Obstler aus. Später gesellte sich noch ein weiterer Ex-Sachse zu uns und so wurde es ein recht lustiger Abend. Um 22 Uhr war allerdings Hüttenruhe und so mußten wir eben zu Bett gehen. Unser Schlafraum war, wie die anderen auch, sehr voll. Wir schliefen in einem Doppelstockbett von ca. 4 Metern Breite; je Etage etwa 10 Personen. In einer Sardinendose geht es sicher nicht enger zu.

  Die Nacht war ziemlich unruhig. Immer wieder wurde man wach, wenn sich mal einer auf die andere Seite drehte oder wegen eines dringenden Bedürfnisses aufstand und so schnell konnte man nicht wieder einschlafen, weil irgendjemand von einem Job als Holzfäller zu träumen schien...
Wir standen gegen 6.30 Uhr auf und nahmen ein kleines Frühstück zu uns. Das Wetter war prächtig, daher entschieden wir, daß wir auf Regenjacke etc. verzichten und die Rucksäcke daher in der Hütte stehenlassen konnten. Also brachen wir ohne Gepäck auf, um die letzten 900 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Das war ziemlich leitsinnig, wie wir noch merken sollten. Im Gebirge kann das Wetter sehr schnell umschlagen, deshalb sollte man immer gegen alle Eventualitäten gerüstet sein.
Von der Hütte bis zur Talstation der Seilbahn markierten 40 Zeichen den Weg, den wir in etwa zwei Stunden bewältigten. Als wir etwa in Höhe des Skiliftes ankamen, zog auf einmal eine pechschwarze "Wand" auf und es begann heftig zu regnen. Wir stellten uns im Lifthäuschen unter und warteten das Ende des Regens ab; die Regenjacken hatten wir ja in der Hütte zurückgelassen. Wir hatten großes Glück, der Regen hörte nach etwa 10 Minuten auf und wir konnten weitergehen. Gratwanderung Die letzten 400 Höhenmeter gingen steil nach oben. Zuerst mußten wir ein steiles Geröllfeld durchqueren, wo man schwer einen guten Tritt fand; irgendwie war es, als würde man versuchen auf einer abwärtsfahrenden Rolltreppe nach oben zu laufen. Als wir dies bewältigt hatten, ging es auf einem schmalen Pfad direkt am Felsen weiter. An einigen schwierigen Stellen waren am Felsen befestigte Drahtseile der einzige Halt. Kurz bevor wir das Plateau erreichten, ging es noch ein Stück über den Grat, kaum einen Meter breit und zu beiden Seiten ging es einige hundert Meter abwärts. Dafür gab es jedoch bereits eine wundervolle Aussicht.
Am Gipfelkreuz Oben angekommen beglückwünschten wir uns gegenseitig zum bewältigten Aufstieg und setzten uns erst einmal in die Münchener Hütte, um bei einem Bier zu verschnaufen. Nachdem wir wieder etwas zu Atem gekommen waren, mischten wir uns unter die vielen Touristen, die mit den Seilbahnen hinaufgekommen waren und genossen den herrlichen Rundblick. Im Tal konnte man den Eibsee mit seinem herrlich grün schimmernden Wasser sehen, in der Ferne erblickten wir viele andere, teils schneebedeckte Alpengipfel, wie den Ortler und den Großglockner. Dann verließen wir die Plattform, um noch zum Gipfelkreuz zu laufen, wo wir natürlich noch entsprechende Fotos machten. Zum Mittagessen setzten wir uns in das Restaurant, um uns für den Abstieg zu stärken. Etwa gegen 12.30 Uhr machten wir uns dann wieder auf den Weg.
Blick ins Höllental Abwärts ging es zwar wesentlich schneller, jedoch war der Abstieg keineswegs weniger Anstrengend als der Aufstieg. Man mußte sehr aufpassen, einen festen Tritt zu finden; meist rutschten einem lose Steine unter den Füßen weg und man mußte auch auf eventuell von oben herabrollende Steine achten. Immerhin sahen wir, wie sich bei einer anderen Gruppe ein größerer Brocken aus dem Geröll löste und einige, schon weiter unten kletternde Wanderer nur knapp verfehlte. Nach ca. Einer halben Stunde kamen wir wieder in Höhe des Skiliftes auf Sonn-Alpin an. Von hier aus brauchten wir noch etwa 1 ˝ Stunden bis zur Knorrhütte. Hier setzten wir uns bei einem Radler auf die Terrasse und wollten eigentlich eine längere Rast machen, immerhin machte sich der Abstieg doch in den Knien, Waden und Oberschenkeln bemerkbar.
Doch nach einer Weile kam die Hüttenwirtin heraus und meinte, daß bei dem Wind, der inzwischen aufgekommen war, das Wetter leicht umschlagen könne. Abstieg Und tatsächlich kam über den Bergen eine bedrohlich schwarze "Wand" heran und so beschlossen wir, unsere Rucksäcke wieder aufzunehmen und weiter bis zur Reintalangerhütte zu laufen. Wir wählten eine etwas andere Route als beim Aufstieg; diese war zwar kaum weniger steil, aber es lag nicht so viel loses Geröll herum. Das letzte Stück des Weges entpuppte sich immer wieder als wesentlich länger, als wir es in Erinnerung hatten und so ließen wir uns, als wir bei der Hütte ankamen, einfach auf die Stühle fallen, von denen wir sobald nicht wieder aufstanden. Wir saßen den Rest des Nachmittags auf der Terrasse vor der Hütte und gönnten uns einige Radler und Bier. Irgendwann begannen der Hüttenwirt und seine Tochter mit Zither und Gitarre etwas zu musizieren. Gegen Abend gingen wir dann gestaffelt Duschen und setzten uns zum Abendessen wieder auf die Terrasse.
Abends vor der Reintalangerhütte
Als es dann allmählich dunkel wurde, ging einer von uns in den Gastraum, holte die Gitarre und begann ein wenig zu spielen. Es wurde noch ein wundervoller Abend; gegen 22 Uhr war eigentlich wieder Hüttenruhe, wir gingen in die Hütte, wo wir aber immer noch bis fast 23 Uhr saßen, bevor wir uns zur Ruhe begaben. Diese Nacht wurde wesentlich ruhiger als die Vergangene, schließlich waren nicht so viele Leute in der Hütte unterzubringen. So hatten wir diesmal jeder eine Matratze und je Etage schliefen nur drei Personen.

  Am Morgen, so gegen 6.30 Uhr, wurden die Türen aller Schlafsäle geöffnet und es wurde mit Zithermusik und Gitarrenbegleitung geweckt. Wir frühstückten auf der Terrasse, verabschiedeten uns gegen 8 Uhr und traten dann den Heimweg an. Auch dieser erschien uns wesentlich länger, als wir ihn vom Aufstieg her in Erinnerung hatten. An einem kleinen See machten wir eine kurze Rast und dann, nach etwa zwei Stunden, an der Bockhütte wieder. Hier blieben wir bei einem Glas Radler etwas länger sitzen und je länger wir saßen, umso schwerer fiel uns das Aufstehen. Man merkte den Abstieg des Vortages doch ganz gewaltig in den Beinen. Irgendwann gingen wir dann doch weiter und erreichten gegen Mittag Garmisch-Partenkirchen. Wir zogen uns am Auto um, packten unsere Sachen ein und führen los. In Farchant machten wir noch einmal Stop zum Mittagessen und fuhren etwa 13.30 Uhr wieder los, in Richtung Heimat. Die Fahrt ging recht zügig voran (wir überholten auch wieder eine A-Klasse, und hatten einen Mordsspaß,den Fahrer zu ärgern, indem wir ihm einen "Elch" zeigten), und so erreichten wir, trotz eines größeren Staus und einer kurzen Rast gegen 18.30 Uhr bereits wieder Leipzig.